scroll top
Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern e.V.

Matthias Blessing / Online-Vortrag

Grenzgänger - das Mesolithikum der sächsischen Oberlausitz im Zuge der ersten Neolithisierungswelle in Mitteleuropa

Ein Vortrag im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung → "Gut betucht - Textilerzeugung bei den Alamannen".

Matthias Blessing, Mitarbeiter der Abteilung Ältere Urgeschichte und Quartärökologie im Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters an der Eberhard Karls Universität Tübingen

Das Oberlausitzer Mesolithikum ist, verglichen mit anderen Regionen in Deutschland und Europa, relativ unbekannt. Und dies obwohl durch Ausgrabungen im Vorfeld des Braunkohletagebaus eine ganze Region archäologisch erfasst wurde. Im Zuge dieser Arbeiten wurden seit 1993 dutzende mesolithische Fundplätze entdeckt und ausgegraben - einige weitere Fundstellen noch zu Zeiten der DDR, darunter sogar mesolithische Bestattungen aus dem Tagebau Bärwalde. Es handelt sich bei diesen Fundstellen ausnahmslos um weitestgehend unstratifizierte Freilandfundstellen. Das stellt uns vor ganz andere Herausforderungen als mesolithische Inventare aus Höhlen und Abris.

Eine Eigenheit des Oberlausitzer Mesolithikums ist die Datierung. Trotz einer gutbelegten spätpaläolithischen Besiedlung der Region bis ca. 10 500 BC, ist die erste belegte Siedlungsaktivität des Mesolithikums auf ca. 7000 BC zu datieren. Eine (im chronologischen Sinn) frühmesolithische Besiedlung der Region ist bisher nicht belegt. Am anderen Ende des mesolithischen Zeitrahmens gibt es eine weitere Auffälligkeit, die dem Oberlausitzer Mesolithikum eine Schlüsselrolle in der Erforschung von Kontakten zwischen spätmesolithischen Jägern- und Sammlern und frühneolithischen Bauern zukommen lassen könnte: trotz einer bandkeramischen Besiedlung im Raum Bautzen ab ca. 5300 BC, besteht im nur 40 km nördlich davon gelegenen Raum Reichwalde die mesolithische Besiedlung bis ca. 4500 BC fort. Diese zeitliche Überschneidung für beinahe ein Jahrtausend ohne gleichzeitige räumliche Überlagerung von Mesolithikum und Neolithikum ist in Deutschland bisher einzigartig.

Der Vortrag fasst den bisherigen Forschungsstand zum Oberlausitzer Mesolithikum zusammen und erörtert Perspektiven und Richtungen für zukünftige Forschungen.

 

Veranstalter: Gesellschaft für Urgeschichte e.V. (GfU)

Ort: Online per Zoom

Beginn: 19:00 Uhr

Eintritt: kostenfrei

Hinweis: Den Link zur Online-0Veranstaltung erhalten Sie mit der Anmeldung. Nutzen Sie dazu folgende E-Mail-Adresse: info@gfu-blaubeuren.de.

Zurück